Johann Jakob Wurster Johann Jakob Wurster

Schauspielstudium an der HdK Berlin, danach in fast allen Bereichen der darstellenden Kunst tätig:
Schauspieler, Regisseur, Improschauspieler, Schauspieldozent, Dramaturg, Produzent, Autor und Kabarettist.
Er war Mitbegründer der Schwabenoffensive 1987 und 1995 von Theatersport Berlin, arbeitet seit fast dreißig Jahren vor allem freischaffend.
Im Jahr 1997 erhielt er den C. F. D.Grabbepreis für sein Stück »Fitzfinger«.

›› Für den Theaterabend Willy100 suchten wir nach einer wirklich schlagkräftigen, unbestrittenen Episode im Leben Brandts: Keine schien uns so geeignet, wie sein Einsatz im Jahre 1936 in Berlin. Er erlitt in der Nazizeit kein Schicksal, er nahm es selber in die Hand. Als er seinen gefälschten Paß abgeben mußte, hing sein Leben am seidenen Faden. Aber warum gab es zu diesem Husarenstück so wenig Material? Selbst in seiner Autobiographie gibt Brandt dem nur ganz wenig Raum.
Er deutet nur an.
Die Kampagnen der Rechten nach dem Krieg, die von der Stasi (ausgerechnet!) Zuarbeit bekommen hatten, da Brandt sich so vehement gegen den Mauerbau stark gemacht hatte, zeigten ihre verheerende Wirkung. Brandt hat das zutiefst verletzt. Brandt wurde im Bezug auf seine Vergangenheit kleinlaut.

Da mehr als fünfundneunzig Prozent der Deutschen nicht im Widerstand waren, konnte er nur auf Minderheitenschutz hoffen. Den gab es aber nicht, nicht für ihn, da er ja kein Opfer war. Das Zitat von Strauß ist heute noch in aller Ohren:
›Eines wird man Herrn Brandt doch fragen dürfen: Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben.‹
Egon Bahr meinte im Abgeordnetenhaus zur Feier von WB zum 100. Geburtstag. am 5. Dez. 2013 dazu: ›Eine Wunde, die nie verheilt ist, vernarbt ja.‹

Wir haben die Aufgabe unternommen, aus den wenigen belegten Fakten, die zwei Monate 1936 in Berlin zu rekonstruieren: Unsere Vision ist es, den Zuschauer auf einer theatralen Reise die Tragweite dieses Entschusses nachvollziehen zu lassen. Wir würden uns freuen, dazu beizutragen können, daß der junge Willy Brandt viel stärker in das öffentliche Bewußtsein rückt!
Er war unbestreitbar ein Held. Ohne diese Erfahrungen wäre er nicht zu dem Politiker geworden, der den Nobelpreis erhielt.

Als wir im Oktober 2012 mit der Recherche zu Willy100 begannen, hatte ich schnell wieder dieses Bild im Kopf: Es kam von Franz Joseph Strauß: Er sprach von ›Ratten und Schmeißfliegen‹ mit denen er linke Intellektuelle gleichsetzte, die zu kritisieren wagten.
Damals war ich noch Jugendlicher und ich staunte nicht schlecht.
Heute würde sich jeder Politiker mit solchen Aussprüchen selber entlarven. ‹‹